Mademoiselle Marie

Das junge kreative Magazin

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Laëtitia, dein Tod tut weh.

Berlins Comis-Szene trauert um Laëtitia Graffart (Link zu Artikel)

Laëtitia, ich kannte dich kaum, aber du warst irgendwie ein Teil meines Lebens. Der Modern Graphics in der Kastanienallee war ein Zufluchtsort, eine Instanz, ein leuchender Punkt auf meiner inneren Landkarte. Der Laden wurde nur durch deine Präsenz so richtig vollständig zu sich selbst. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass du diejenige warst, an die sich jugendliche Zinemacher*innen vertrauensvoll wenden konnten. Wir hatten das Gefühl, eine Person gefunden zu haben, die uns unterstützt und durch ihre Wertschätzung ermutigt. Du warst ein Vorbild für uns, auch wenn uns gar nicht so sehr bewusst war, was du eigentlich alles gemacht und verwirklicht hast (und wenn, dann wären wir vielleicht vor Ehrfurcht im Boden versunken, bevor wir mit unseren Zines an deinen Tresen getreten wären).

Dein Tod tut weh.

Und er lässt uns wütend zurück; warum müssen Menschen einen derartig willkürlichen, vermeidbaren Tod sterben?

Warum müssen wir Tag für Tag unser Leben riskieren, wenn wir auf einem Fahrrad unterwegs sind?

 

„It can´t end this way.“

„It always ends this way.“

„But, so soon…so soon…“

               The Sculptor, Scott McCloud

Nachhaltige Mode – Pose oder Haltung?

 

Demonstration für faire Mode

Was ist los, wenn an einem heißen Donnerstagmittag eine Schar stylisher junger Leute mit Protestplakaten durch die Gegend zieht? Auf den Plakaten steht „Make fashion fair“, „#fairfashionmove“ oder „mit jedem T-Shirt die Welt verbessern“. Einen Lautsprecherwagen haben sie auch dabei, außerdem werden Wasserflaschen, Luftballons und Fächer ausgeteilt und statt einer Abschlusskundgebung gibt es kalte Limo und Häppchen. Eine Wohlfühl-Demo sozusagen. Wäre da nur nicht dieses beklemmende Gefühl, dass es sich dabei eher um ein Werbeevent als um eine politische Veranstaltung handelt. Denn die Demonstration unter dem Aufruf #fairfashionmove, die am 5.7. in Berlin Mitte stattfand, wurde von Hessnatur und der Messe Frankfurt organisiert. Die Wirtschaft fordert also die Wirtschaft auf, sich zu transformieren. Interessant. Will Hessnatur nicht eher seine Glaubwürdigkeit als nachhaltiges Modelabel erhöhen, als die Konkurrenz zur Verbesserung auffordern? Seit mehreren Jahren versucht Hessnatur, das schon 1976 gegründet wurde, sein staubiges Öko-Image abzulegen und jünger und cooler zu wirken. Ähnlich scheint auch die Motivation der Demonstrierenden zu sein: Möglichst viele Fotos und Videos von sich auf der Demo machen, um sich damit in seinen Sozialen Netzwerken präsentieren zu können. Gut aussehen ist hierbei natürlich besonders wichtig.

Was man jedenfalls festhalten kann: Ökologische und faire Mode macht einen Imagewandel durch, schon seit Jahren. Mittlerweile ist es avantgardistisch und anerkannt, sich für Nachhaltigkeit einzusetzten, sowohl als ProduzentIn als auch als KonsumentIn. Dieser Fakt ist bemerkenswert, ganz unabhängig von der Intention der DemoveranstalterInnen, denn er zeigt, dass es mit der Modebranche in die richtige Richtung geht!

Auf dem Messegelände: Häppchen statt Kundgebung

Was hat eigentlich die Messe Frankfurt mit der Sache zu tun? -Sie organisiert zweimal im Jahr im Rahmen der Fashion Week Berlin die Ethical Fashion Show und den Greenshowroom, zwei miteinander verbundene Messen für faire und ökologische Mode. Zusätzlich fand während der Messen dieses Jahr die Nachhaltigkeitskonferenz FashionSustain statt. Dort wurden erfolgreiche Nachhaltigkeitsprojekte aus dem Modebereich vorgestellt, informative Vorträge gehalten und es wurde über Probleme der nachhaltigen Produktion diskutiert. Im Gegensatz zu manchen anderen Veranstaltungen dieser Art schienen die Beteiligten wirklich überzeugt zu sein von dem, was sie sagten. Daher glaube ich auch nicht, dass es sich beim #fairfashionmove um eine reine Werbeveranstaltung handelte. Die AusstellerInnen, mit denen ich sprach und die RednerInnen, denen ich zuhörte, scheinen es langsam verinnerlicht zu haben: Nachhaltigkeit ist die einzige Option. Eine andere gibt es nicht. Wie auf den T-Shirts der MessemitarbeiterInnen stand: Because there is no planet B. Übrigens ein Spruch, der während der UN-Klimakonferenz 2014 entstanden ist.

Oben die FashionSustain, unten der Greenshowroom.

Um -nach eigener Aussage- den Wandel der Modebranche zu unterstützen, haben die Leute, die auch die Ethical Fashion Show und den Greenshowroom organisieren, dieses Jahr „Neonyt, global hub for future fashion and sustainable innovation“ ins Leben gerufen. Ein paar aufschlussreiche Zitate aus der Broschüre, die Neonyt vorstellt:

„Nachhaltigkeit in der Mode ist längst mehr als ein Nice-to-have. Sie ist Synonym für Innovation und Fortschritt und treibt einen Veränderungsprozess voran, von dem sowohl Unternehmen als auch der Mensch und die Umwelt profitieren.“ (Olaf Schmidt, Vizepräsident Textilien, Messe Frankfurt)

„Wir kommunizieren mit ‚grünen‘ Themen innerhalb unserer Textilmessen ja schon eine Weile diese neue, nachhaltige Welt. Doch jetzt, nach circa zehn Jahren, wird diese Welt auch ein ‚Business Case‘ und ist kein einfacher Trend mehr, auf den man aufspringt. Er ist ein Must, eine klare Marschrichtung. Und er geht auch nicht mehr weg.“ (Thimo Schwenzfeier, Show Director Neonyt und Marketing Director Messe Frankfurt)

„Irgendwann darf die Nachhaltigkeit eben kein eigenes Thema mehr sein. Sie muss selbstverständlich sein. (…) Wir müssen uns um unsere Ressourcen kümmern, denn um es kurz zu machen: Wenn keine Krokodile mehr leben, können wir auch keine Krokoledertaschen mehr herstellen.“ (Magdalena Schaffrin, Creative Director Neonyt, Mitgründerin Greenshowroom)

Ja, Leute, schön, dass ihr das auch so seht. Dann hoffen wir mal, dass nicht nur geredet wird, sondern ihr euch auch an die Postkartensprüche haltet, die ihr so gern unter eure Posts zum Thema #fairfashionmove schreibt: The world of fashion needs a change. Now.

Und wie du selbst auch teil dieser Veränderung werden kannst, liest du demnächst hier. Es ist ganz leicht!

Bald ist es so weit!

Und dann kommt endlich eine neue Ausgabe heraus, Nummer 11! Dieses Mal geht es unter anderem um das Leben in der Stadt. Für alle LiebhaberInnen des Analogen: Bestellt euch jetzt schon ein Heftchen, dann wissen wir, wieviele gedruckt werden können. Wie immer für vier Euro pro Heft. (mlle-marie@gmx.de)

Vielen Dank und herzliche Grüße,

Mademoiselle Marie